Konflikten konstruktiv begegnen – wie geht das?

25. June 2020

“Streitet euch nicht!” Diese Worte wurden uns in der Kindheit eingebrannt, wie kaum andere! Und wir sorgen dafür, dass sie weitergegeben werden.

 

Trotzdem streiten wir uns. Immer wieder. Also muss daran was wichtig sein.

 

Sich streiten bedeutet seine Gefühle zu schützen und Interessen zu verteidigen, impulsiv, manipluativ, laut oder leise.

 

“Richtiges” Streiten ist lernbar. Wer die Regeln und Methoden kennt, der nutzt in Zukunft das Potential, das in Konflikten steckt.

 

Im folgenden Beitrag fokussiere ich mich auf den Unterschied zwischen Positionen und Interessen in einem Konflikt:

 

Ein gemeinsamer Ausgangspunkt bei der Austragung eines Konfliktes ist üblicherweise das “Einnehmen einer Position”. Das bedeutet, einen bestimmten Standpunkt und bestimmte Forderungen zu haben.

 

Positionen spiegeln das wider, was wir behaupten, was wir als Ergebnis haben wollen.

Je mehr wir unsere Positionen verteidigen, desto stärker scheinen wir an ihnen festzuhalten. Auf dem Weg dahin trüben unsere  Emotionen die Vernunft.

 

Positionen sind Ausgangspunkte, doch keine Endpunkte

 

So lange sich das Problem als Konflikt zweier Positionen darstellt und das Ziel die Übereinkunft auf einer Position ist, stockt der Prozess.

 

Wenn es also nur um „entweder – oder“ geht, reduzieren sich die Lösungsvarianten  – bestenfalls wird über eine für beide Seiten unbefriedigende Kompromissvariante verhandelt.

 

Fokussierung auf Interessen

 

Eine Alternative besteht darin, die Interessen zu suchen, die den Positionen zugrunde liegen. Interessen liegen hinter dem, was wir sagen: es sind unsere Hoffnungen, unsere Bedürfnisse, unsere Werte, unsere Überzeugungen und unsere Erwartungen.

 

Ziel einer konstruktiven Konfliktlösung ist die optimale Berücksichtigung der Interessen von möglichst allen Beteiligten.

 

In einer Mediation bedeutet dies, formulierte Forderungen und Ziele der Parteien zu hinterfragen und übergeordnete Interessen zur Grundlage der Verhandlung zu machen.

 

Um diese Methode besser zu veranschaulichen, wird  immer wieder das Beispiel mit der Orange erwähnt:

 

Zwei Geschwister bitten ihren Vater um die eine Orange in der Obstschale. Der Vater könnte nun die Orange hälftig teilen und jedem Kind eine Hälfte überreichen, was einem klassischen Kompromiss gleichkommen würde.

 

Der Vater fragt jedoch beide Kinder nach dem Grund, wofür sie die Orange benötigen. Während sich das eine Kind einen Saft daraus pressen möchte, will das andere Kind einen Kuchen backen, wofür es lediglich etwas Orangenschale benötigt.

 

Die eigentlichen Interessen der Kinder bezogen sich also nur auf unterschiedliche Teile der Frucht und durch die Frage des Vaters konnte eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung gefunden werden.

 

 

Autorin:

Rahel Messmer Winzeler arbeitet als Juristin beratend als Mediatorin und systemischer Konfliktcoach in den Bereichen Arbeitsrecht, Erbrecht und Familienrecht.

 

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